Das jüngste Urteil des Kassationsgerichtshofs (Cassazione), Nr. 23050 vom 22. August 2024, fügt sich in einen sich ständig weiterentwickelnden rechtlichen Kontext bezüglich des Asylrechts in Europa ein. Diese Entscheidung stützt sich auf das Urteil des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH) vom 30. November 2023, das die Verantwortlichkeiten der Mitgliedstaaten bei der Bewertung der Aufnahmebedingungen von Asylbewerbern klargestellt hat. Insbesondere muss der Richter des ersuchenden Staates das Vorhandensein etwaiger systemischer Mängel im Zielland prüfen und sich nicht auf eine bloße normative Analyse beschränken.
Das Urteil des Kassationsgerichtshofs entstand aus einem Fall, in dem die Überstellung eines pakistanischen Staatsbürgers nach Slowenien angefochten wurde. Das Gericht hob eine frühere Entscheidung auf, die sich darauf beschränkt hatte, die normativen und statistischen Daten zu Slowenien gemäß dem Aida Country Report zu prüfen, ohne aktuellere und maßgebliche Informationen über die Realität der Aufnahmebedingungen in diesem Land zu berücksichtigen. Dieser Aspekt ist entscheidend, da Asylbewerber ein Recht auf eine umfassende und nicht oberflächliche Bewertung der Bedingungen haben, denen sie möglicherweise ausgesetzt sind.
Art. 3 Abs. 1 und 2 der Verordnung (EU) Nr. 604/2013 (sog. Dublin III) – Urteil des EuGH vom 30. November 2023 – Anfechtung der Überstellung in einen Mitgliedstaat – Überprüfung durch den Richter – Feststellung systemischer Mängel im Zielland – Kriterien – Sachverhalt. Im Verfahren zur Anfechtung einer von der Dublin-Einheit angeordneten Überstellung ist der Richter des ersuchenden Mitgliedstaates gemäß Art. 3 Abs. 1 und 2 der Verordnung (EU) Nr. 604/2013, wie vom EuGH mit Urteil vom 30. November 2023 ausgelegt, verpflichtet, das Vorhandensein etwaiger systemischer Mängel im Asylverfahren und in den Aufnahmebedingungen von Antragstellern auf internationalen Schutz im ersuchten Mitgliedstaat festzustellen. Dies darf sich nicht auf die Analyse des normativen und institutionellen Systems beschränken, sondern muss die tatsächliche Durchführung der Verfahren und die materielle Behandlung der genannten Personen bis zur Entscheidung überprüfen, basierend auf Informationen aus maßgeblichen und aktuellen internationalen Quellen oder weiteren Tatsachenelementen. (In diesem Fall hat der Kassationsgerichtshof die angefochtene Entscheidung aufgehoben, die bei der Zurückweisung der Anfechtung der Überstellung eines pakistanischen Staatsbürgers nach Slowenien sich darauf beschränkt hatte, die normativen und statistischen Daten des Systems des ersuchten Staates aus dem Aida Country Report aufzuführen, anstatt andere Informationen über die tatsächlich bestehende Situation in diesem Land zu berücksichtigen).
Dieses Urteil stellt einen wichtigen Schritt vorwärts beim Schutz der Rechte von Asylbewerbern dar. Es unterstreicht die Notwendigkeit einer eingehenden Analyse der Aufnahmebedingungen, die auf aktuellen und zuverlässigen Informationen basieren muss. Systemische Mängel im Asylverfahren und in den Aufnahmebedingungen dürfen nicht ignoriert werden, da sie die tatsächliche Ausübung der Grundrechte von Antragstellern auf internationalen Schutz beeinträchtigen können.
Das Urteil Nr. 23050 von 2024 fügt sich in eine breitere Debatte über das Asylrecht in Europa und die Verantwortung der Mitgliedstaaten bei der Gewährleistung menschenwürdiger Bedingungen für Antragsteller ein. Der Kassationsgerichtshof hat klargestellt, dass es nicht ausreicht, sich auf normative Daten zu beziehen: Eine Analyse, die die konkrete Realität berücksichtigt, ist unerlässlich, damit die Menschenrechte in jeder Phase des Asylverfahrens geachtet werden. Dies stellt einen Sieg für die Gerechtigkeit und die Würde von Menschen auf der Suche nach Schutz dar.